Vier Freunde treffen sich nach 20 Jahren in der modern gestilten Wohnung von Pieter und reflektieren ihr Leben. ... Sie baden in Selbstmitleid, da bleibt für Selbsterkenntnis kein Platz. Regisseurin Corinna Bethge führt die Schauspieler agil durch die Textfülle und es gelingt, jeder Figur ein eigenes Profil zu geben. Die Schauspieler agieren und sprechen virtuos. ...es ist beeindruckend, wie das Theater aus dem kleinen Ensemble vier ideale Besetzungen zaubert.
Raik Singer ist Joep, der von einer politischen Karriere träumt, und gar nicht verstehen kann, dass er mit seiner Untreue und Egozentrik die ganze Familie gefährdet ein selbstgefälliger Beau, dem seine Freunde zum 40. Geburtstag eine Stripteasetänzerin, (hinreißend lasziv: Hergard Engert) verpackt in einer silbernen Rakete schenken. Ihr erzählt er völlig uninspiriert von der Schönen sein Leben und merkt erst spät, dass sie Russin ist und nichts versteht. Singer erweist sich einmal mehr als fabelhafter Darsteller.
Tim Knapper portraitiert angenehm diskret den schwulen Stadtangestellten Pieter, der Schwierigkeiten durch Bilderpräsente bekommt, deren unfassbaren Wert man erst später erkannte. Er bittet Tom um Rat. Jochen Ganser, neu im Ensemble, überzeugt als Anwalt, der gerade aus der Psychiatrie entlassen wurde und an seine Zukunft unrealistische Erwartungen stellt. Hermann Große-Berg spielt den Regisseur Maarten, der bei Joeps Tochter nicht nur das Talent entdecken will und bei der „Frau“ die Liebesdienste einfordert, mit radikaler Großkotzigkeit. Das nennt man Talent zum Drastischen, wie es auch die Regie in diesen Szenen praktiziert.
> Theater pur, November 2006